Kaulsdorfer Kleingärtner: Zerstörungen wie noch nie / Abschuß der Tiere gefordert
29.05.1997
HELLERSDORF Wildschweine haben auch in diesem Frühjahr den Respekt vor kleingärtnerischen Mühen verloren. Zum Ärger der Parzellenbesitzer trampeln sie über Blumen- und Erdbeerbeete, zerstören das gepflegte Grün. Immer lauter wird der Ruf nach Abschuß der Tiere.
„Ich bin dabei, hier wieder Ordnung zu machen“. Heinz Kraus meint seinen Kleingarten. Der liegt in der Anlage „Kaulsdorfer Busch“ und hatte in der Nacht von Montag zu Dienstag ungebetenen Besuch. Ein Wildschwein pflügte rund 100 Quadratmeter der Parzelle regelrecht um. Die Krokusse sind abgefressen, gerade gesetzte Erdbeerpflanzen aus dem Boden gewühlt. „Sogar die Gehwegplatten wurden ausgegraben“, berichtet Heinz Kraus.
Er ist kein Einzelfall. Auch andere Gartenbesitzer im „Kaulsdorfer Busch“ klagen in diesen Wochen über die Wildschweinplage. „Die Tiere kommen sogar tagsüber“, sagt Peter Rahnenführer, Vorsitzender der Kleingartenanlage. In diesem Jahr sei es besonders schlimm. „Wir haben hier viele Kinder in der Anlage, da macht man sich schon seine Sorgen.“ Hinzu kommt, daß der Zaun, der die mehr als 500 Parzellen der Kleingartenanlage umschließt, für die Wildschweine kein wirkliches Hindernis darstellt.
Für den Zaun ist das Hellersdorfer Naturschutz- und Grünflächenamt (NGA) zuständig. Das läßt gerade Teilstücke erneuern – mit einem Maschendrahtzaun, erklärt Behördenmitarbeiterin Sabine Krain. Für einen massiven Stahlzaun, der die Wildschweine tätsächlich abhält, fehlt das Geld. „Wir haben in diesem Jahr für die Kleingärten nur 32 000 Mark zur Verfügung.“ Dessen ungeachtet sucht das NGA nach Lösungsmöglichkeiten. Bereits im vergangenen Jahr habe man Gebiete, in denen Wildschweine besonders aktiv sind – darunter auch das Areal um die Kaulsdorfer Seen -, an die Oberste Jagdbehörde gemeldet, so Krain. Für einen Abschuß des lästigen Schwarzwildes plädiert auch Kleingartenchef Rahmenfüher. Der will dafür im „Kaulsdorfer Busch“ Unterschriften sammeln.
Doch so einfach ist das nicht. „Wildschweine unterliegen dem Jagdrecht und dürfen nur in Jagdbezirken erlegt werden“, erläutert Christine Heising von der Jagdbehörde. Dazu gehören bewohnte Gebiete natürlich nicht. Trotzdem wurden und werden den Förstern Ausnahmegenehmigungen erteilt. So auch für das Forstamt Friedrichshagen, das für Marzahn und Hellersdorf verantwortlich ist.
Dessen Leiter Helmuth Krüger nennt Zahlen: Allein in Hellersdorf – zumeist im Siedlungsgebiet – wurden innerhalb eines Jahres 14 Wildschweine erlegt. Rechnet man die Jagdbezirke hinzu wurden im gesamten Zuständigkeitsbereich (neben Marzahn und Hellersdorf auch Köpenick) 290 Wildschweine getötet. „Das ist doppelt so viel, wie zu DDR-Zeiten“, erläutert Krüger die Jagdbilanz. Er verweist zugleich auf die Schwierigkeiten, die Tiere in bewohnten Gebieten zu stellen. Dort könne schließlich nicht wie in freier Wildbahn geschossen werden.
Krüger setzt daher auch auf präventive Maßnahmen, um Wildschweine nicht unnötig in Kleingartenanlagen zu locken. Dazu gehöre beispielsweise, keine Nahrungsreste in Mülltonnen zu werfen. „Das können die Tiere über hunderte Meter wittern.“ Der beste Schutz sei jedoch, das eigene Grundstück mit einem „wilddichten Zaun“ zu versehen. Das kann durchaus ein einfacher Maschendrahtzaun sein, sagt Krüger. Tips dazu sind im Forstamt in der Dahlwitzer Straße 4 erhältlich.
Quelle Berliner Zeitung