Pflanzen leiden, Kleingärtner verzweifeln, denn das Ungeziefer macht sich breit. Läuse und auch Pilze fühlen sich bei schlechtem Wetter wohl

Von Fabian Dittmann und Annette Kögel

Der schauerliche Sommer macht dieses Jahr nicht nur den Menschen zu schaffen. Auch viele Pflanzen leiden – weil sich Schädlinge durch die Feuchtigkeit stark vermehren. „Das System ist durcheinander gekommen“, sagt Professor Dieter Wollschläger, Biologe an der Universität Potsdam. Pilze wie Mehltau, Sternrußtau schaden Rosen und Sauerkirschen. Die Kastanienminiermotte hingegen fühlt sich bei wärmeren Temperaturen wohler – der Blattschädling hat sich in diesem Jahr vergleichsweise gering ausgebreitet. „Das zeigt sich auch ganz deutlich dort, wo die Berliner im vergangenen Jahr die Blätter gefegt haben“, sagt Peter Boas, Sprecher des Pflanzenschutzamts Berlin.

Zu schaffen machen den Pflanzen und Bäumen jetzt vor allem die Pilze. Sie befallen Rosen, Obst und Bäume. Durch den sehr trockenen Sommer 2003 sind Bäume geschwächt und anfälliger für Blattbräune. „Die ständige Feuchtigkeit begünstigt das Auskeimen der Sporen“, so Dr. Monika Goßmann, Spezialistin für Pflanzenkrankheiten an der HU-Berlin. Auffällig sind derzeit vor allem Mehltaupilze – aber auch der Sternrußtau. „Sie werden dazu führen, dass Rosen in wenigen Wochen ihre Blätter verloren haben, aber immer noch blühen“, sagt Peter Boas. Gitterrost verursacht rotbraune Flecken an Birnenblättern.

Peter Heise, Vorsitzender der Kleingartenkolonie „Kaulsdorfer Busch“ in Hellersdorf wollte zuletzt schon nicht mehr in seinen Garten gehen „So schlimm war es noch nie, an allen Pflanzen saßen Blattläuse in Massen“. Sein Pflaumenbaum ist schwarz vor Läusen, die Blätter des Kirschbaums sind verschrumpelt und die Rosen wachsen nicht mehr. Grund ist der milde Winter. Die Läuse konnten sich früher vermehren. Weil das feuchte Frühjahr für starken Pflanzenwuchs sorgte, hatten sie keinen Mangel an Nahrung. Inzwischen aber haben sich auch die Feinde der Läuse wie Marienkäfer und Schwebfliegen vermehrt. „Dieses Jahr kommen die Nützlinge spät zum Zug“, sagt Dr. Helga Surmann, Expertin für Pflanzenmedizin an der HU-Berlin. Professor Wollschläger machen aber ganz andere Plagegeister Sorgen, die sich bei regenreichem Sommer rasend schnell über die Stadt ausbreiten werden: Mücken. „Denen reicht eine kleine Pfütze zur Fortpflanzung“, so der Wissenschaftler.

Quelle Tagesspiegel